Die vierte Kerze brennt!
Ich wünsche Euch allen ein fröhliches & besinnliches Weihnachtsfest!
In unserer heutigen Weihnachtsgeschichte wird’s ebenso besinnlich. Mit einem Eichhörnchen! Über Möglichkeiten und Momente, die unsere Herzen aufleuchten lassen.
Eine alte, einsame Frau fürchtete sich dieses Mal vor Weihnachten. Da kamen die Leere und ihre Einsamkeit besonders zum Vorschein.
An diesem Tag waren aber alle Menschen freundlicher, geselliger und die Vorfreude auf das Fest strahlte in ihren Gesichtern. Sie feierten zusammen den Heiligen Abend. Die alte Frau sog diese Stimmung in sich auf: bei Einkaufen am tief verschneiten See, wenn die Kinder Schlittschuh liefen, und in der Weihnachtsmesse am Nachmittag mit dem Krippenspiel.
Da fühlte sie sich zugehörig und wahrgenommen, nicht lästig oder im Weg. Sie wurde gegrüßt und kleine Worte wurden gewechselt und der Vermieter brachte eine Flasche Wein vorbei und wünschte ihr ein gesegnetes Fest.
Die alte Frau spürte dass es ihr letztes Weihnachtsfest sein würde. Sie wollte es sich deshalb besonders schön machen und gönnte sich mit ihrer kleinen Rente einen Weihnachtsbaum. Der war nicht groß, ein wenig krumm aber herrlich dicht und grün. Sie holte aus dem Keller ihren alten Weihnachtsschmuck und stellte den Baum vorsichtig in den verschrammten Ständer neben ihrem Schaukelstuhl.
„Da kann ich ihn am besten bewundern“, freute sie sich.
Der Christbaumschmuck weckte Erinnerungen und ließ ihre Augen feucht werden.
Sie hatte frische Walnüsse gekauft und mit Häkchen versehen und mit bunten Bändern. Diese hängte sie zu den roten Kugeln und dem Lametta. Ihre Mutter hatte immer Walnüsse an den Baum gehängt, und die Kinder durften diese dann zusammen mit den roten Äpfeln verspeisen.
„Wie fröhlich wir waren. Ich habe schon lange nicht mehr gelacht“, dachte die alte Frau traurig.
Als siemit dem Dekorieren fertig war, bekam sie Rückenschmerzen und setzte sich in ihren Schaukelstuhl. Vorher öffnete sie das Fenster einen Spalt um frische Luft herein zu lassen. „Wie schön der Baum aussieht, und wenn ich später die Kerzen anzünde, wird es richtig gemütlich und festlich sein, “ sinnierte sie.
Sie schloss die Augen und machte ein wohlverdientes Nickerchen.
Draußen auf dem Kastanienbaum vor dem Fenster saß schon eine Weile ein braunes Eichhörnchen. Neugierig beobachtete es das Treiben der alten Frau. Diese hängte Futter auf den Baum und das in rauen Mengen. Das freche Hörnchen konnte es nicht fassen. „Nüsse gehören doch in den Magen oder unter die Erde und nicht auf eine Tanne!“, dachte es sich.
Als sich die sonderbare Frau nicht mehr rührte, sprang das Eichhörnchen zum Fenster und lugte in das Zimmer. Der Baum war das reinste Schlaraffenland. Es huschte über die Fensterbank und schlich vorsichtig zu der geschmückten Tanne. Zart biss es in eine Nuss und zog daran.
Ein bisschen Intelligenz und Pfötchengefühl später und der kleine Dieb hatte die prächtige Nuss in seinem Besitz. Lautlos huschte das kleine Hörnchen zurück auf den Kastaninebaum, knackte die Nuss und ließ sie sich schmecken.
Sofort danach das gleiche Spiel: Nuss stehlen, gleich fressen oder verbuddeln. Bei diesem Angebot durfte man schlemmen und gleichzeitig die Speisekammer auffüllen.
Die alte Frau wachte auf und machte langsam die Augen auf. Gleich erkannte sie nicht den Unterschied, aber nach einer Minute sah sie mit Erstaunen, dass die Hälfte der Walnüsse auf dem Christbaum weg waren. „Na so was? Ich habe doch alles schön verteilt?“ Sie sah unter den Baum – aber keine Nuss war heruntergefallen!
„Ich werde eben auch senil“, dachte sie.
Sie setzte sich wieder in den Stuhl und dachte nach. Plötzlich sah sie einen Schatten am Fenster und dann das kleine Eichhörnchen. Es schlich von der Fensterbank direkt zum Baum und stahl die nächste Nuss. Das Hörnchen war so in seinem geschäftigen Trott, dass es die Frau gar nicht beachtete.
Die alte Frau traute ihren Augen nicht. Das war doch unglaublich. Dieses kleine freche Kerlchen stahl ihr den Christbaumschmuck, und hatte anscheinend kein bisschen Angst oder schlechtes Gewissen.
Als das Hörnchen die Nuss in seinen Pfötchen hielt und dreist herüber sah, konnte sich die alte Frau nicht mehr zurückhalten und lachte so laut los, dass der kleine Frechdachs völlig entsetzt das Weite suchte. Sie lachte und lachte und konnte nicht mehr aufhören. Die Tränen liefen ihr über die runzeligen Wangen.
„Das ist das schönste und lustigste Weihnachtsfest das ich je hatte“, klatschte sie in die Hände und freute sich wie ein Kind.
Es war bereits dunkel und sie zündete schnell die Kerzen an. Dann nahm sie eine Handvoll Nüsse und legte sie draußen auf das Fensterbrett.
„Fröhliche Weihnachten mein kleiner Freund“, rief sie in den Kastanienbaum. „Komm her und hol dir deine Geschenke. Du hast mir soviel Freude beschert dass werde ich dir nie vergessen.“
Als die alte Frau vergnügt auf ihren herrlichen Baum sah und leise ein altes Weihnachtslied summte, sah sie das kleine Eichhörnchen auf der Fensterbank sitzen und hereinschauen. Sie fühlte dabei so viel Freude in sich und die Einsamkeit war fort. „Vielleicht mag es ja auch andere Leckereien? Gleich nach den Feiertagen werde ich Futter kaufen und mal schauen ob es wieder kommt,“ nahm sie sich vor.
Sie war plötzlich überrascht über diesen positiven Gedanken der ein bisschen nach Zukunft roch und dankte Gott für dieses kleine Geschöpf, das ihr wieder Lebensfreude gegeben hatte.
Weihnachtsbotschaft der Eichhörnchen-Geschichte:
Scheint ja gar nicht so schwer zu sein Licht in dunkle Momente zu bringen, aber was tust Du, wenn kein Eichhörnchen zur Stelle ist? Womit schaffst Du es, Lebensfreude aus Dir selbst zu schöpfen? Was hilft Dir, den Blickwinkel zu verändern? Willst Du uns Deine eigene kleine Weihnachtsgeschichte in den nächsten Tagen schreiben? Wir freuen uns auf viele Gedanken!
(Frisch aufbereitet für Euch im Advent 2023 erstmals veröffentlicht 2016)
Mir fällt bei dieser Geschichte das Wort „kümmern“ ein – in doppelter Bedeutung.
Anfangs kümmert die alte Frau vor sich hin, ist auf dem Wege zu ver-kümmern.
Dann taucht das Eichhörnchen in ihrem Leben auf, sie hat nun ein Wesen, um das sie sich kümmern kann – und das schenkt ihr wieder Freude.
Sich um andere kümmern – ein Weg aus der Einsamkeit, denke ich.
Lieben Gruß
Uta
Eine berührende Geschichte – aber das die alte Frau keine menschliche Gesellschaft, wie viele ältere in unserer Gesellschaft, hat für mich auch einen traurigen Aspekt – auch wenn sie in diesem Fall das beste daraus gemacht hat.
Mich hat es auch an meine eigene Eichhorn Erfahrung erinnert – das mir ein freches Eichhorn auf einem Friedhof hinter her gelaufen ist 🙂
Euch allen einen schönen vierten Adventsabend – habt es gut – mit oder ohne Eichhörnchen 🙂
Danke für diese Geschichte. Die kleinen Dinge sind es, die das Leben ausmachen. Wir haben gestern das Weihnachtsoratorium privat mit lieben Menschen mit Klavierbegleitung meines Mannes gesungen. Das klingt heute noch nach. Und eigentlich haben wir dafür gar keine Zeit, die haben wir uns genommen…
Auch ich möchte mich bedanken für die süße Geschichte. Ich habe mich sehr daran erfreut! Was tun, wenn kein Eichhörnchen zur Stelle ist? Und was mir hilft, meinen Blickwinkel zu verändern? – Nun, ich muss sagen, dass ich das aus mir selbst heraus gar nicht kann. Ich brauche jemanden von außen, der meinen Blick auf die Dinge lenkt, die wirklich wichtig und Freude bringend sind. Für mich ist das der tägliche Blick in die Bibel und die Beziehung zu Jesus Christus, dessen Geburt wir ja am Heiligen Abend feiern und auf den wir warten (Advent heißt ja Ankunft!) Wenn ich… Weiterlesen »
Bei der wunderschönen Geschichte fällt mir Frau Alt ein. Sie war taub, 89 Jahre, lebte alleine und hatte ihre Wohnung seit vielen Jahren nicht mehr verlassen.
Als ich sie einmal besuchte, strahlte sie mich an und sagte: Heute ist etwas wundervolles passiert. Heute saßen Tauben vor meinem Fenster.
Sie war so glücklich darüber.
Ich werde ihr Gesicht nie vergessen. Sie ist seit 8 Jahren verstorben.
Sehr schöne Geschichte!
Ich habe Katzen. Weswegen ich schon seit Jahren keinen Baum mehr aufstelle.
Es ist schön, dass es nur das Eichhörnchen war….. wäre eine Katze dazu gekommen, hätte die alte Frau das Ganze bestimmt nicht mehr so lustig empfunden. 😉 Oder vielleicht doch? 😉
Eine sehr schöne Geschichte. Vielen Dank dafür. Oft sind es tatsächlich die kleinen Dinge, die besonders viel Freude bereiten: die Zeit, die man sich für jemanden nimmt oder ein kleiner Wunsch, den man unerwartet erfüllt.
Euch einen schönen 4. Advent
Danke schön für diese herzerwärmende, wenn am Anfang auch etwas melancholische Geschichte.
Kleine Dinge können Großes bewirken.
Ich wünsche allen einen schönen 4. Advent und einen Blick für die kleinen Begebenheiten in unsrem Leben.
Herzlichen Dank für die schöne Geschichte! Ich kann mir an der alten Frau ein Beispiel nehmen. Sie hat sich einen gemütlichen Abend gemacht und sich an dem Eichhörnchen erfreut. Obwohl ich nicht alleine bin, fühle ich mich trotzdem oft einsam, vor allem auch in der Weihnachtszeit. Ich arbeite immer wieder daran, mich an den kleinen Dingen zu erfreuen und mit mir selber klar zu kommen und das Glück in mir selber zu finden, was nicht ganz einfach ist. Oft sucht man das Glück im Äusseren und macht andere Menschen für sein Glück verantwortlich. Ich geniesse es aber auch, draussen in… Weiterlesen »
Ich finde die alte Frau wunderbar, sie macht aktiv das Beste aus ihrer Situation und lässt sich auf die Überraschung ein, wie schön!
Herzlichen Dank für diese weise Geschichte.
Vor vielen Jahren bin ich am Heiligen Abend mit meinem damals kleinen Cousin im Kinderwagen spazieren gegangen, weil er sich nicht anders beruhigen ließ. Es war kalt und dunkel, kein Mensch war außer uns unterwegs. Ich genoss die friedliche Stimmung als mir eine alte Frau begegnet. Wir kannten uns nicht, kamen aber in ein tief gehendes Gespräch über das Leben, Jesus und die ganze Welt. Wir schenkten einander Freundlichkeit und Wärme und gingen unserer Wege. Beim Abschied sagte sie leise: Du bist heute mein Weihnachtsengel und ich spürte mich „aufleuchten „. Das ist jetzt über 30 Jahre her, doch jedes… Weiterlesen »
in dunklen Momenten ist auch für mich die Natur immer ein Grund zur Freude. Einfach in die Bäume und den Himmel schauen, hoffnungsvolle Knospen an den Pflanzen betrachten oder unsere Tiere streicheln- das erdet und bettet ein in ein großes Ganzes.
eine wunderbare Geschichte!
Vielen Dank für die schöne Geschichte. Sie zeigt mir, wie dankbar ich sein kann, dass ich liebe Menschen um mich habe. Und dass man immer die kleinen besonderen Dinge zu schätzen wissen soll.
Ja manchmal braucht man etwas um in dunkle Momenten wieder Licht zu sehen. Aus sich selbst heraus das Licht suchen und wieder finden, die Geschichte ist putzig, aber irgendwie auch traurig. Ich bin froh, nicht allein zu sein.
Die Geschichte macht mich sehr nachdenklich.
Schönen 4.Advent und viel Licht für alle 🙂
Sehr nette Geschichte! Werde ich heute gleich bei unserer Advents-Feier vorlesen, danke!