Heute haben wir Euch die Adventsgeschichte mitgebracht, bei der meine Familie jedes Jahr Tränen lacht. Sie ist vom oberpfälzer Kabarettisten Toni Lauerer, aus seinem Buch „I glaub i spinn“.
„Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber.
Wir haben auch eine. Aber die ist mit Beleuchtung. Und man schreibt sie mit K.
Drei Wochen bevor das Christkindl kommt, stellt der Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.
Viele Krippen sind dodal langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf unseren Ofen gestellt damit sie es schön warm haben. Aber es war ihnen zu heiß.
Das Christkindl ist ganz schwarz g’wordn und den Josef hat’s in lauter Trümmer zerrissn. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und das war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind. Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind in der Krippe herumsteht, schaut es nicht gut aus.
Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser.
Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl. Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier hab ich hingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir allein zu langweilig.
Links neben dem Stall kommen gerade die Heiligen Drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen runtergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur noch Zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Eigentlich wollte ich ja Vier Heilige Drei Könige, doch der Spiderman muss ja im Stall auf die depperten Schafe aufpassn. Normal haben die Heiligen Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.
Hinter den Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kaasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt. Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir leider nicht. Dafür lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor, mehr steht in unserer Krippe nicht.
Aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampe an und dann ist unsere Krippe erst richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent.
Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mit ein Gedicht vom Apfent gelernt und das geht so: „Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa – drei – vier, dann hauts’de mit deim Hirn an d’Tür“ Obwohl das Gedicht ganz schön ist, hat die Mama g’sagt, dass ich es mir nicht merken darf.
Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll mit Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf gar net fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt überall rum wenn man hineinschnauft.
Einmal hab ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie der Papa die erste Nuss dann drin gewälzt hat, hat er einen Nieserer gmacht, dass es ihn grissn hat und sein Gsicht war goldern und die Nuss nicht. Die Mama hat ihn dann geschimpft weil er keine Beherrschung hat und sie hat gsagt, dass er sich dümmer anstellt als ein Kind. Dann war der Papa recht z’wieder und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat nur gsagt, dass bei dem Goldstaub irgendwas net stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamtein lustiger Apfentabend.
Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Glump. Ich schreibe vorsichtshalber gleich mehr Sachen drauf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen, bis das Geld ausgeht. Die Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nix mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt.
Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin auch überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.
Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten aus. Und mit dem restlichen Jahr geht es auch dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nix mehr, höchstens wenn man Geburtstag hat.
Aber eins ist Gewiss: Der Apfent kommt immer wieder…“
Ich bekomme immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, wenn ich meine Kinder beim Spielen beobachte. Wie sie mit größter Konzentration die Murmeln von A nach B legen, als würde die Weltsicherheit davon abhängen. Wie sie das gleiche 15-teilige Puzzle zum zwanzigsten Mal zusammen setzen und sich freuen, dass schon wieder alles zusammen passt. …
Flausen im Kopf und Brause im Herz – Wundervoll !!! Und jetzt habe ich noch ein eigenes Gedicht für euch: / Verglüht / Ein Mensch kommt aus dem Schmuddelwetter / ins Haus und denkt: es wäre netter, / jetzt einen warmen Trunk zu haben. / Beschließt, an Glühwein sich zu laben. / / Zuerst die Flasche Wein entkorkt – / mit solchem ist er gut versorgt -, / den Inhalt in den Topf gegossen, / weil „Glüh“ bedeutet „heiß genossen“. / Zur weihnachtlichen Würze nimmt / der Mensch drei Nelken, etwas Zimt, / presst eine Apfelsine aus / und starken… Weiterlesen »
Lachen ist das schönste. Am Besten das ganze Jahr 🙂 An Weihnachten habe ich es gern etwas ruhiger. Das Jahr ausklingen lassen. In Ruhe alles angehen. Ungestresst einkaufen, auch wenn alle anderen ziemlich getrieben sind. Was ich auch verstehen kann, daher trete ich mir Lächeln zur Seite, oder lass an der Kasse jemanden vor. Ich verbringe viel Zeit in der Küche und erfreue mich an dem (oft nicht so ganz perfektem) Ergebnis 😉 und gewisse Traditionen brauche ich, sinnige und unsinnige. Eine Flucht vom Alltag und Energie tanken für das neue Jahr 🙂 Einfach schön
Hallo beisammen, vielen Dank für die netten Worte zur Geschichte, und vielen Dank für Eure Lese-Tipps. Sind notiert 🙂
Lieben Gruss
Cordula
Herrliche Geschichte, die ich natürlich gleich mit Freunden geteilt habe, damit die auch so schön drüber lachen können :))
Meine Freundin hat gerade ein Kind bekommen, andere Freunde sich einen 5 Monate alten Hund zugelegt und dabei ist mir bewusst geworden, wie schön es doch ist, alles unbeschwert aus Kinderaugen zu sehen, einfach die ganze Welt schön und lustig zu sehen. Das muss man sich einfach viel öfter zurückholen 🙂
Eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack. Ohne Weihnachtsschmalz und Zuckerguss.
Wir hatten mit den Kindern immer die Geschichten vom Michel aus Lönneberga gern. Weihnachten natürlich die vom großen Festschmauß mit den Alten aus dem Armenhaus. Was für ein herrliches Gelage. Vom zusehen wurde uns flau und was wären wir gern so unbekümmert gewesen.
Eine schöne Geschichte, die ich noch nicht kannte und mit meiner Familie teilen werde, also ich werde sie vorlesen…was bringt mich zum Lächeln oder Lachen? Wenn ich die Natur beobachte, schenkt mir das innere Ruhe und lässt mich lächeln.
Endlich riecht es bei uns nach Weihnachten! Denn heute habe ich Plätzchen gebacken. Die Kinder wollten nicht, aber mir ist das wichtig… Und jetzt duftet es. Das hat mir viel Spaß gemacht, so dass ich meine Weihnachtsmusik laufen ließ und mir die Laune zusätzlich aufgeputscht wurde. Dann kam noch „Dein“ Apfent dazu, Cordula – voila, der vierte Advent ist ‘ne fröhliche Wucht!
Vielen Dank fürs Auffrischen dieser schönen Geschichte, die in meiner Erinnerung schon weit nach unten gerutscht war.
Meine Tipps: als Kinderbilderbuch „Die Weihnachtsgans Auguste“ von Friedrich Wolf und für Alle „Das Weihnachtsschaf“ ein Buch mit 24 wunderbaren (und manchmal wundersamen) Geschichten von Susanne Niemeyer.
Bei uns war immer die Geschichte vom „Samichlaus“ ohne Geld sehr beliebt. Es beginnt, als er den Schlitten im Parkverbot stehen lässt und eine Busse kriegt und geht soweit, dass er aus dem Gefängnis ausbricht (er geht durch die Wand).
Und natürlich die Geschichte von Herrn Grösser und Herrn Mehr.
Beide finden sich in Sophie Kniffkes Buch „Geschichten für lange Winterabende“.
Steuerliche Überprüfung Denkt Euch ich habe das Christkind gesehen, es war beim Finanzamt zu betteln und fleh`n. Denn das Finanzamt ist gerecht und teuer, verlangt vom Christkind die Einkommenssteuer. Das Amt will noch wissen, ob es angehen kann, dass das Christkind so viel verschenken kann. Das Finanzamt hat so nicht kapiert, wo von das Christkind dies finanziert. Das Christkind rief: „Die Zwerge stellen die Geschenke her“, da wollte das Finanzamt wissen, wo die Lohnsteuer wär.. Für den Wareneinkauf müsste es Quittungen geben, und die Erlöse wären anzugeben. „Ich verschenke das Spielzeug an Kinder“ wollte das Christkind sich wehren, dann wäre… Weiterlesen »
Sehr, sehr schön! das schicke ich noch meiner Steuerberaterin :-))
Hallo Barbara, vielen Dank fürs Teilen dieses wundervollen Gedichtes!!!! Ich musste so laut lachen 🙂
Liebe Cordula
Vielen Dank fürs Teilen dieser tollen Geschichte, ich hatte unglaublichen Spass beim Lesen! Diese Geschichte werde ich ganz sicher am Weihnachtstag vorlesen, meine Familie wird sich freuen.
Vielen Dank für das Bauchmuskeltraining, dabei geh ich jetzt erst zum Workout:-). Humor ist so wichtig, wir dürfen uns gerne ein Stück Kind bewahren und es auch mal rauslassen. Sehr viele lustige Geschichten kenne ich tatsächlich von Kindern – ich finde es genial, was sie von sich geben, welche Gedanken sie haben und das bereits Gelernte verknüpfen. Manchmal fehlt noch ein Puzzleteil und das macht es für Erwachsene manchmal witzig. Mich hat ein süßer 4-jähriger aber mal gefragt, warum ich so lache, weil das war ja gar nicht witzig – stimmt aus seiner Sicht, denn er hat es nur für… Weiterlesen »
zur Besinnlichkeit und das-Jahr-abschließen gehören auch Lachen und Fröhlichkeit. Solche Geschichten tun einfach gut. Danke dafür
Kindermund ist so ehrlich. Traditionen sind schön, ein Erwachsener würde das nicht aussprechen, was dieses Kind einfach tut. unreflektiert, klar, ohne Grenzen. Das ist das Verhalten, was uns Menschen in der Erziehung und in der Schule abtrainiert wird. Wir sollen vernünftig sein, den vorgegebenen Wegen folgen, damit etwas „Vernünftiges“ aus uns wird. Das ist in meinen Augen nicht der richtige Weg, denn die selbstbewussten Kinder bleiben nicht selbstbewusst, verlieren ihre Phantasie und Kreativität aus den Augen, die angeblich lebensfremd ist. Es ist im Erwachsenenalter oft schwer, sich diese Unvoreingenommenheit zurückzuholen und seiner inneren Stimme wieder zu folgen, dass es für… Weiterlesen »