Sabbatical? Auszeit? Mal ein paar Monate raus aus der Mühle? Auch Du willst neue Dinge kennenlernen, die Schönheiten unseres Planeten entdecken, Abstand vom Arbeitstrott, einfach mal eine Weile Pause machen und dabei neue Dinge lernen? Der Wettbewerb um gut ausgebildete Mitarbeiter macht’s möglich: Es bewegt sich was in deutschen Unternehmen. Weil die Personalabteilungen sich oft schwer tun, freie Stellen mit Fachkräften zu besetzen, führen immer mehr Unternehmen innovative, moderne Arbeitszeitmodelle ein. Nutze die Chance und lasse Deinem kreativ-chaotischem Veränderungsdrang freien Lauf!
Sabbatical – der Selbstversuch
Meine Familie und ich haben es ausprobiert! Und die aktuelle Ausgabe der Cosmopolitan (Heft August 2019) berichtet darüber. Zwar ist es schon eine Weile her, dass wir uns vom Acker gemacht haben – aber die Erkenntnisse (und vor allem die Erfahrungen) dieses Sabbaticals wirken bis heute nach. Nicht nur bei mir, die – angespornt von der Auszeit – das Buch „Geht ja doch! – Wie Sie mit 5 Fragen Ihr Leben verändern“ geschrieben hat, sondern auch bei meinen Kindern, die diese Auslandserfahrung seither immer wieder wiederholt haben: als Austauschschüler in Kanada und Australien oder als Au Pair in Spanien.
War es leicht für uns, eine Auszeit zu nehmen? Nein!
„Das geht doch nicht!“ und „Das könnt ihr doch nicht machen!“, waren die häufigsten Reaktionen, wenn ich erzählte, dass meine Familie und ich für vier Monate ins Ausland, genauer gesagt nach Hawaii gehen würden. Vier Monate, in denen ich als Selbstständige einen kompletten Verdienstausfall hätte und in denen mein Mann in seinem Job als angestellter Bauingenieur fehlte. Vier Monate, in denen unsere Kinder auf eine hawaiianische Schule gehen würden, obwohl unser Sohn noch gar kein Englisch konnte und unsere Tochter Angst hatte, in dieser Zeit ihre Schulfreundinnen zu verlieren. Vier Monate, in denen unser Haus leer stehen würde, während wir uns auf eine völlig andere Kultur und einen anderen Alltag einließen. Vier Monate, in denen wir wie eine normale Familie leben wollten – nur eben auf der anderen Seite des Globus.
Vier Monate, das klingt doch eher nach einem überschaubaren Zeitraum. Doch bevor es losging, war eben doch vieles unüberschaubar. Natürlich hatten mein Mann und ich uns im Vorfeld – über einen erheblich längeren Zeitraum als vier Monate – mehr als tausend Gedanken gemacht:
- Können wir es uns erlauben, eine Zeit lang aus unserem Alltag auszusteigen?
- Tun wir das Richtige, auch im Sinne der Kinder?
- Welche Konsequenzen wird das Abenteuer haben?
- Sind wir mutig? Verrückt? Oder gar unverantwortlich, wenn wir uns in ein Sabbatical verabschieden?
Wenn man jung ist, steckt man voller Träume. Die Welt scheint offen zu stehen, alles scheint möglich. Doch dann kommt der Alltag. Der Job mit all seinen Anforderungen, die einen an Ort und Stelle zu fesseln drohen. Die erste Eigentumswohnung oder das Haus – und die Kreditverträge. Dann die Kinder. Gut, manchmal alles in einer anderen Reihenfolge. Immer mehr verstrickt man sich in Verpflichtungen – bis die eigenen Träume in unerreichbare Ferne zu driften scheinen. So ging es uns auch: mein Mann und ich genossen unser Leben – doch eine längere Auszeit schien auch uns unmöglich. Dabei waren wir immer schon gern unterwegs. Als Studenten reisten wir monatelang mit dem Rucksack durch Asien, wochenlang mit dem Boot durch die Karibik. Und jetzt, als Berufstätige, galten drei Wochen Urlaub schon als lang! Immer wieder saßen wir da und träumten: „Schön wäre es schon, mal wieder länger unterwegs zu sein.“ Und wir wollten nicht nur reisen, sondern auch wieder in den Alltag anderer Kulturen eintauchen. Natürlich mit den Kindern.
Eines Tages fragten wir uns: Und wenn es doch ginge? Wenn es doch kein Problem wäre, mal für ein paar Monate weg zu sein?
Zunächst sprachen wir mit den Kindern. Ja, sie würden gerne mal abtauchen, unter einer Voraussetzung: sie wollten anschließend in ihre alten Klassen gehen können, damit sie ihre Freunde behalten konnten. Wann ist das am ehesten möglich? Wir erinnerten uns, als unsere Tochter in der vierten Klasse war und nach Ostern den Übertritt von der Grundschule in die weiterführende Schule quasi schon in der Tasche hatte. Ab Ende April passiert in der vierten Klasse in Bayern im Prinzip – nichts mehr. Alle wichtigen Noten sind gemacht.
Wir waren uns einig: Für unseren Sohn, der nun in die vierte Klasse ging, wäre für ein Sabbatical Ostern der ideale Termin. Aber unsere Tochter besuchte inzwischen das Gymnasium. Wie sah es hier aus? Nervös vereinbarte ich einen Termin bei der stellvertretenden Leiterin und erzählte von unseren Plänen, für vier Monate ins Ausland zu gehen. „Wo soll es denn hingehen?“, fragte sie. „Wissen wir noch nicht, aber in jedem Fall in ein englischsprachiges Land. Erst mal wollten wir erfahren, ob das überhaupt geht.“ Die Antwort der Schulleiterin erfolgte schnell und klar: „Aber natürlich, kein Problem!“
Wie bitte? Wochenlange Sorgen wegen der Schule, und dann ist alles ein Kinderspiel? Doch mein innerer Jubel wurde von einer neuen Herausforderung gleich wieder gebremst: „Die Kinder müssen dort halt zur Schule gehen!“ „Können wir sie nicht selbst unterrichten?“, fragte ich zaghaft nach. Nein, das ginge leider nicht, weil sie schulpflichtig seien. Für vier Monate eine Schule in der Fremde zu finden war nun die neue Aufgabe – das trauten wir uns zu.
Raus in die Welt – ein „hin-zu!“, kein „weg-von!“
Wir streckten die Fühler aus in Richtung Australien und Neuseeland. Wir wollten in die Wärme, und wir wollten nicht in eine Großstadt. Auf keinen Fall wollten wir, dass die Kinder auf eine deutsche Schule gingen. Nein, wir wollten neue Kulturen kennenlernen – es zog uns raus in neue Erfahrungen, denn unsere Auszeit war ein „hin-zu“, kein „weg-von“. Uns gefiel unser Leben in Bayern – aber wir hatten riesen Lust, die ganze Schönheit der Welt zu erkunden. Also Australien? Oder Neuseeland? Doch hier, so erfuhren wir, dürfen Kinder nur zur Schule gehen, wenn die Familie komplett einwandert. Für vier Monate – keine Chance. (Nachtrag: sicherlich wäre es gegangen, wenn wir Schulgeld bezahlt hätten, wie beispielsweise heute üblich bei einem Highschool-Jahr. Doch das wussten wir damals nicht und haben vielleicht etwas voreilig die Flinte ins Korn geworfen.) Wie war es mit der Karibik? Von Dutzenden dort angeschriebenen Schulen antwortete schließlich eine: Ja, sie nehme unsere Kinder gern für die vier Monate. Kleiner Haken: Wir müssten lediglich 30 000 US-Dollar Aufnahmegebühr plus 2000 Dollar je Kind und Monat Schulgeld zahlen. Wir wollten die Schule doch nicht kaufen!
Wir trauerten der Karibik ein paar Tage hinterher und blickten dann in Richtung Hawaii. Wir schickten Mails an die Insel-Obersten sowie einzelne Schulen. Und erhielten von Moloka’i eine Antwort. Schulgeld? Nein, wir freuen uns, wenn sie kommen. Wir hatten die erste Hürde gemeistert! Unserem Traum von einem Sabbatical stand nun, abgesehen von Visa, Impfungen, Unterkunft suchen, Flüge buchen, das eigene Haus vermieten, Versicherungen abschließen und noch ein paar „Kleinigkeiten“ (siehe unten), nichts mehr im Weg.
Ein paar Monate Auszeit fordern einige Woche Vorbereitung
Natürlich waren die letzten Wochen noch stressig. Nur ein Beispiel: Damit die Schulen unsere Kinder freistellen durften, musste eine Bestätigung aus Hawaii vorliegen, dass sie dort aufgenommen werden. Doch diese Mail ließ trotz mehrerer Nachfragen auf sich warten. Um die Visa beantragen zu können, brauchten wir aber die Beurlaubungsbestätigung der deutschen Schulen. Diese wurde uns dann unter Vorbehalt erteilt und hätte – falls wir keinen Nachweis der hawaiianischen Schule erhielten – widerrufen werden können. Erst sieben(!) Tage vor unserem Abflug bekamen wir die nötigen offiziellen Schreiben aus Hawaii. Ohne diese wäre der Traum vom Sabbatical auf dem letzten Meter noch geplatzt.
Es ist nicht leicht, die Entscheidung für eine viermonatige Auszeit zu treffen. Und diese Entscheidung dann auch durchzuziehen. Bei uns tauchten viele Hindernisse auf, bisweilen drohte unser Projekt zu scheitern. Wir sponnen immer neue Ideen, die dann von Bürokratie & Co. wieder über den Haufen geworfen wurden. Bis wir letztendlich die ruhige Gewissheit hatten: Das wird schon!
Du hast Fragen zu unserer Auszeit? Die wichtigsten Antworten habe ich unten aufbereitet. Du willst selbst „Dein Ding“ machen – weißt aber noch nicht wie? Hole Dir gerne Inspiration im Buch „Geht ja doch! – Wie Sie mit 5 Fragen Ihr Leben verändern“. Oder arbeitest Du gezielt an Deinem Geht-ja-doch-Projekt in unserem 12wöchigen Online-Kurs „Geht ja doch“. Jetzt Platz sichern und Wünsche wahr werden lassen.
Suche auch Du Dein persönliches „Hawaii“ und gönne Dir ein Sabbatical.
Mache Dir die neuen Möglichkeiten in der Arbeitszeitgestaltung zu Nutze! Wenn Du zum Beispiel Deine Englischkenntnisse lieber während einer längeren Auszeit in London auffrischen willst, als nach Feierabend das Notebook zum Sprachkurs aufzuklappen, könnte jetzt die Zeit reif sein für ein Sabbatical. Gute Gründe für eine längere Auszeit vom Job gibt es viele. Es muss ja nicht gleich Burnout, Midlife Crisis oder Boreout sein. Warum nicht eine Weltreise noch vor der Rente, eine Neuorientierung im Leben, die Verlängerung der Elternzeit oder eben der Wunsch, in Ruhe und mit viel Zeit etwas Neues zu lernen? Jeder zweite Deutsche träumt laut Umfragen von einem Sabbatical – aber nur wenige machen die große Pause.
Dabei erkennen mehr und mehr Arbeitgeber den Nutzen eines Sabbaticals. In der Regel kommen die Mitarbeiter motiviert und entspannt zurück. Auch die Telekom hat einen „Wandel der Arbeitskultur“ ausgemacht und will ihren Beschäftigten individuelle Auszeitentwürfe anbieten, um flexible Arbeits- und Lebensplanung zu ermöglichen, berichteten das Handelsblatt und Die Zeit. Das seit 1. Januar 2012 geltende Gesetz zur Familienpflegezeit soll dabei als Modell für andere Situationen dienen, in denen eine Auszeit vom Arbeitsleben gut tut. Auch andere große Unternehmen haben das Thema auf der Agenda. So hat zum Beispiel Airbus Deutschland ein Bündel von Maßnahmen für befristete Auszeiten geplant. Wie gut, dass nun auch die großen Unternehmen vom geradlinigen, fest durchgeplanten Karriereweg abrücken! Das zeigt, dass wir Kreative Chaoten nicht mehr allein dastehen mit unserem Ruf nach mehr Flexibilität und individueller Freiheit.
Zeitguthaben, der Verzicht auf einen Teil des Einkommens, unbezahlter Urlaub: Es gibt unterschiedliche Wege, die zu einem Sabbatical führen. Sicher ist: Wenn Du den Wunsch nach einem Sabbatjahr verspürst, solltest Du ihn ernst nehmen. Sonst trauerst Du eines Tages einer verpassten Chance nach. Es braucht ein bisschen Mut für eine längere Auszeit – aber daran mangelt es den Kreativen Chaoten ja in der Regel nicht.
Konkrete Impulse, damit das Sabbatical gut klappt
Egal, ob Du eine Doktorarbeit schreiben möchtest oder eine Weltreise planen – Sabbaticals bieten die ideale Gelegenheit dafür. Die in der Regel drei- bis zwölfmonatige Auszeit vom Job wird bei Arbeitnehmern immer beliebter und auch große Konzerne beschäftigen sich immer stärker mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Doch wie genau funktioniert so ein Sabbatical und welche Arbeitszeitmodelle existieren dafür?
Welches Modell passt zu Dir? Zunächst einmal ist Dein Arbeitgeber anders als bei der Teilzeit nicht verpflichtet, Dir ein Sabbatical zu gewähren. Viele große Unternehmen haben zwar interne Regelungen dafür, trotzdem ist bei vielen Einzelheiten Dein Verhandlungsgeschick gefragt. Du kannst es auch individuellen Freiraum nennen, den Du kreativ ausschöpfen kannst. Grundsätzlich hast Du mehrere Möglichkeiten, ein Sabbatical mit Deinem Arbeitgeber zu vereinbaren:
- Langzeitkonto: Hier sammelst Du Überstunden an, die Du dann während Deines Sabbaticals abfeiern kannst.
- Verringertes Einkommen: Bei dieser speziellen Form der Teilzeit arbeitest Du Vollzeit, verzichtest aber auf einen Teil Deines Gehalts, den Du dann während Deiner Auszeit ausbezahlt bekommst.
- Unbezahlter Urlaub: Diese Möglichkeit ist nicht ganz so bequem, da hier Dein Arbeitgeber keine Sozialversicherungsbeiträge mehr übernimmt. Du musst Dich also selbst versichern. Außerdem erhältst Du kein Einkommen während Deines Sabbaticals.
Vorausdenken hilft. Leider ist ein Sabbatical nicht mal eben schnell geplant. Es erfordert viel Anlaufzeit und Durchhaltevermögen bei der Planung. Gerade für Kreative Chaoten kann das zum Fallstrick werden. Da ist die anfängliche Begeisterung dann schnell im Keller, wenn der dritte Vorgesetzte komplizierte Planungen und Rechtfertigungen hören möchte. Weisst Du von Dir, dass Du hier eine Schwachstelle hast? Dann suche Dir einen Mentor, der Dich über die Planungszeit begleitet. Das kann Dein Partner sein, der bei Planungsdingen eh eifriger ist als Du, ein guter Freund, der DeineMacken kennt oder ein Kollege, der selbst schon eine längere Auszeit genommen hat. Am besten beginnst Du ca. eineinhalb Jahre im Voraus mit der Planung
Diese Punkte solltest Du außerdem beachten:
- Regle Deine Rückkehr ins Unternehmen mit einem Sabbatical-Vertrag. Welche Stelle wirst Du dann haben? Welche Position? Nicht, dass Du zurückkommst und Dein alter Arbeitsplatz ist plötzlich verschwunden. Setze Dich dafür unbedingt mit den zuständigen Personalern an einen Tisch.
- Während Deiner Auszeit hast Du keinen Kündigungsschutz. Doch vielleicht kannst Du mit geschicktem Verhandeln einen Kündigungsverzicht erwirken. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, da viele Unternehmen flexible Arbeitsmodelle nutzen, um gute Fachkräfte an sich zu binden und ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern.
- Wer vertritt Dich, während Du fort bist? Es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen, bevor Du mit Deinem Anliegen zum Chef gehst. So zeigst Du, dass Dir das Wohl der Firma genauso am Herzen liegt wie Dein Freiheitswunsch.
- Habst Du Deine Angehörigen mit ins Boot geholt? Eine Auszeit betrifft nicht nur Dich selbst, sondern auch Deine Nächsten. Da ist es für alle leichter, wenn jeder bei der Planung mit einbezogen wird und auch die Wünsche des Partners und der Kinder berücksichtigt werden. Generell habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass Angehörige die letzten sind, die Steine in den Weg legen, wenn sie merken, wie wichtig es dem anderen ist.
- Nimm Dir nicht zu viel vor. Überlege realistisch, was Du alles während Deiner Auszeit schaffen kannst – und was den Rahmen sprengt. Kreative Chaoten ertappe ich immer wieder dabei, in regelrechten Freizeitstress zu verfallen. Nun haben sie endlich Zeit für all die Tausend Dinge, die sie schon immer mal machen wollten. Pass hier auf: Du solltest am Ende erholt und erfüllt von Deinen neuen Eindrücken sein, nicht frustriert, weil Du nur ein Zehntel von dem geschafft hast, was Du Dir vorgenommen hast.
- Unterschätze die Umstellung nicht. Viele Menschen, die lange Zeit in festen Strukturen gearbeitet haben, empfinden die plötzliche Freiheit sogar als erdrückend. Genieße Deine neue Freiheit, mache Dir aber auch ein konkretes Konzept für Deine Auszeit. Nicht, dass Du Dich vor lauter Möglichkeiten nicht entscheiden kannst und am Ende gar nichts machst.
- Denke auch an die Zeit nach der Rückkehr in den Job. Zum einen wird es für Dich selbst eine Umstellung sein, nach so viel Freiheit wieder geordnete Arbeitszeiten zu haben. Zum anderen ist es gut möglich, dass Du während Deiner Abwesenheit karrieretechnisch aufs Abstellgleis geschoben wurdest. Schließlich haben sich in der Zwischenzeit andere um die begehrten Posten gerissen. Überlege Dir daher schon im Voraus, wie Du Kontakt halten und über die aktuellen Geschehnisse informiert werden kannst. Frage auch ganz konkret nach Deinen Karriereaussichten nach Deiner Rückkehr. Lasse Dich dabei bloß nicht abwimmeln, sonst kommst Du in der Personalplanung der nächsten Jahre nicht vor.
Andere Wege. Falls Du gar nicht komplett aussteigen willst, sondern einfach ein bisschen runterfahren möchtest, um mehr Zeit für persönliche Interessen zu finden, bietet es sich an, auf Teilzeit zu verkürzen. Der Vorteil: Du bekommst ein bisschen Luft und Freiraum, bleibst aber gleichzeitig immer über die aktuellen Geschehnisse in der Firma informiert. Außerdem bist Du nicht ganz weg vom Fenster. Und manchmal kann es sogar die Karriere fördern, wenn Du Dich ein bisschen rarmachst. Dann bemerken Deine Kollegen, was sie an Dir haben! Manchmal reichen aber auch schon ganz kurze Auszeiten, vor allem, wenn Du einfach Lust hast, etwas Neues zu lernen. Hierfür eignet sich der Bildungsurlaub perfekt. Grundsätzlich steht Dir pro Jahr 5 Tage bezahlter Urlaub für Weiterbildung zu. Allerdings unterscheiden sich die Regelungen in den Bundesländern. Es lohnt sich also, nachzufragen. Auch beim Bildungsurlaub musst Du Deine Wünsche mit Deinem Arbeitgeber absprechen. Verweigern kann er ihn allerdings nur in ganz seltenen Fällen. Häufig zahlt er sogar die Weiterbildung, da er selbst ja auch profitiert.
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, um auch in unserer vermeintlich starren Arbeitswelt unsere Wünsche und Träume zu realisieren. Nutze die Chancen und denke bloß nicht: „Bei mir klappt das eh nicht!“ Ich habe die Erfahrung gemacht, dass immer mehr möglich ist, als wir denken. Hauptsache, wir sprechen unsere Wünsche aus! Wage also den Sprung ins kalte Wasser und gönne Dir ein Sabbatical. Am Ende wirst nicht nur Du sondern auch Dein Arbeitgeber von Deiner neuen Kreativität profitieren.
Fakten zu unserer Familien-Auszeit
Seit mein Buch erschienen ist, und vor allem seit einige Medien über unsere Auszeit berichtet haben, schreiben mir immer wieder Auszeit-Aspiranten mit konkreten Fragen. Manche (z.B. rechtliche oder oragnisatorische) Fragen kann ich einfach nicht beantworten, weil ich ja keine Sabbatical-Beraterin bin (aber ja – die gibt es 🙂 ), manche aber natürlich schon. Hier meine Antworten auf häufige Fragen:
Gibt es eine Empfehlung, wo man am besten wohnen soll auf Hawaii? Wo wohnen – das kommt ganz auf Deine Vorlieben an. Wir haben direkt am Strand etwas gesucht und gefunden. Auch die Inseln sind sehr unterschiedlich, da gefällt jedem etwas anderes 🙂
Hatte ich ein Auto auf der Insel? Ja, wir hatten ein Auto – es gibt am Flughafen die gängigen Autovermietungsfirmen – findbar über Google. Wir haben das Auto von Deutschland aus vorreserviert, das war günstiger.
Mit welchem Budget im Monat muss man rechnen auf Hawaii? Da ist alles möglich. Du kannst eine Wohnung für 50 Dollar am Tag bekommen, sowie ein Haus für 5.000 Dollar am Tag. Die Frage ist, was Du ausgeben möchtest. Die Lebenshaltungskosten entsprechen denen in München.
Wir haben Kindergartenkinder. Gab es dort daycares oder Kindergärten? Kindergarten: ist mir bewusst nichts aufgefallen, aber unsere Kinder waren ja schon älter. Kindergärten gibt es mit Sicherheit in der Hauptstadt und den größeren Orten.
Wir haben Schulkinder. Wie habe ich unsere Schule gefunden? Kann ich Dir weiterhelfen mit Kontakten oder Tipps? Wir haben versprochen, die Kontaktdaten der Schule nicht weiterzugeben, damit die nicht „überrannt“ werden. Einfach googlen „Elementary School“ oder „High School“ und die jeweilige Insel. Wir haben unsere Lieblingsinsel gegoogelt und dann den Principal der entsprechenden Schulen angeschrieben. Zwei haben geantwortet :-).
Welche Visa -Kategorie haben wir beantragt? Da wir bei VISA-Antrag noch keine Schule etc. hatten, haben wir lediglich ein Touristen-Visum beantragt. Dazu mussten wir eine Bestätigung der DEUTSCHEN Schule haben, dass sie die Kinder raus lassen. Die haben wir bekommen, weil wir fest zugesichert haben, dass sie in jedem Fall dort in die Schule gehen werden. Es war also ein Vertrauensvorschuss unserer deutschen Schule. Zur Einreise in die USA benötigt man bei einem Aufenthalt über drei Monaten ein Visum, ESTA reicht nicht. Dazu macht man auf der Website der amerikanischen Botschaft einen persönlichen Termin in einem der Visa-Zentren aus (wir waren in München, Wartezeit ein paar Tage) und füllt bereits vorab sämtliche Formulare (auf Englisch) aus. Beim persönlichen Termin ist dann ein ausführliches Interview mit einem Officer zu führen, der prüft, ob ein Visum erteilt wird. Wichtig sind dabei: gültiger Pass, Vermögen in Deutschland (wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man wieder zurückkommt?), Einkommen, Bildung, Lebenslauf, Grund der Reise u.v.m.. Hier mussten wir die Schulbefreiung der Kinder vorlegen – ohne Befreiungsschreiben kein Visum. Sicherlich hilfreich war es in unserem Fall, dass in Hawaii das Schuljahr langsam zu Ende ging und unsere Kinder dort keine Prüfungen schreiben mussten. So konnten sie als „Tages-Gäste“ aufgenommen werden und es reichte ein Touristen-Visum.
Hat unser Visa-Status für die Schulanmeldung auf Hawaii eine Rolle gespielt? Nein. Die Schule in Hawaii haben unsere Kinder ganz unbürokratisch besucht – ja, unklare Antworten sind hawaiianisch. Erst zwei Tage vor Abflug hat unser Rektor geschrieben, dass natürlich alle klar gehe….No problem! Nach dem Motto: go with the flow….alles wird gut. Darauf haben wir vertraut – und es ist gut gegangen 🙂
War es schwierig eine Schulbefreiung von der deutschen Schule zu bekommen? Auch wir haben keine Schul-BEFREIUNG bekommen, sondern eine Freistellung, nachdem die andere Schule uns bestätigt hat, dass die Kinder dort zur Schule gehen werden. Da war unsere Schule auch sehr streng, weil ja Schulpflicht besteht. Du musst also zuerst eine Schule finden, dort wo Du hinwillst, die Kids anmelden, und dann sich in Bayern für die Zeit freistellen lassen.
Auf welchen Inseln sind wir gewesen? Wir waren auf allen Inseln bis auf Lanai. Alle Inseln sind super schön, und jede hat für sich etwas Besonderes…. 🙂
Im Internet finden wir nicht sehr viel über die Insel Moloka’i – gibt es ein paar gute Quellen, wo wir uns näher über Moloka’i informieren können? Über Moloka´i gibt es tatsächlich nur wenig, weil die sich eher gegen den Tourismus sperren und nicht so viele Fremde auf der Insel haben wollen. Dennoch waren alle sehr offen und freundlich zu uns.
Wir haben gehört, dass ein gewisser Rassismus gegen „die Weißen“ in manchen Gegenden vorherrscht, deswegen wären wir sehr daran interessiert, ob das wirklich stimmt und wenn Ja in welchen Gebieten das nicht so ist? Nein, das kann ich überhaupt nicht bestätigen! Kein Rassismus!! Die Hawaiianer sind sehr zurückhaltende Leute. Sie sind so nett zu uns, wie wir zu Ihnen. Außerdem leben ja auch viele Weiße da.
Wie haben wir den Schul-Wechsel hinbekommen? Sicherlich hilfreich war es für unsere Auszeit, dass unsere Tochter in der Schule sehr gute Noten hatte. Es wäre zwar auch mit schlechten Noten gegangen, aber so waren die Bedenken gering, dass sie den Anschluss verlieren könnte. Sie wurde dann nach unserer Rückkehr in die 7. Klasse „auf Probe“ versetzt. Spezielle Prüfungen musste sie keine machen. Im Prinzip wurde das Ganze so gehandhabt, wie wenn ein Kind im laufenden Schuljahr von einer deutschen Schule zu einer anderen wechselt. Und natürlich musste der Stoff, den die Kinder in ihren deutschen Schulen verpassten, gelernt werden. Wir besorgten uns beim Ministerium die Lehrpläne der 4. Klasse Grundschule und der 6. Klasse Gymnasium und nahmen für alle Vorrückungsfächer die Schulbücher mit. Neben dem Stoff der hawaiianischen Schule lernten wir dann nachmittags mit beiden Kindern auch den deutschen Stoff. Der Übertritt des Sohnes in die weiterführende Schule war ja bereits vor der Abreise gesichert, die offizielle Einschreibung im Mai machte die Mutter seines besten Freundes (mit Vollmacht).
Was haben wir mit unserem Haus in Deutschland gemacht? Damit unser Haus während der Abwesenheit nicht leer steht, stellten wir es zur „Komplett-möbliert-Miete“ auf zahlreichen „Wohnen-auf-Zeit“-Portalen ein. Zudem nahmen wir Kontakt zu den Wohnungsvermittlungsabteilungen großer Unternehmen wie Siemens oder EADS in München auf, die ja immer mal wieder Wohnungen für abgesandte Mitarbeiter suchen. Deren Erfolgs-Einschätzungen waren allerdings gering: vier Monate seien ein eher seltener Zeitraum, der gesucht werde, besser wären 2 Jahre. Und natürlich erzählten wir den Wunsch nach einem Untermieter in unserem Freundes- und Bekanntenkreis herum. Über unser privates Netzwerk fanden wir schließlich unseren neuen Bewohner – zwei Wochen vor Abflug zog er bereits bei uns ein.
Brauchten wir Impfungen? Um eine US-amerikanische Schule besuchen dürfen, sind bestimmte Impfungen nachzuweisen, sowie eine Bestätigung zu bringen, dass man derzeit und früher keine Tuberkulose-Infektion hatte. Diese Bestätigung ließen wir uns in Deutschland ausstellen. Am 3. Schultag in Molokai allerdings holte die Schulkrankenschwester unsere Kinder aus dem Unterricht und schickte sie sofort heim – denn das Testat hätte von einem US-Labor/Militärkrankenhaus ausgestellt sein müssen. Wir fuhren in die Insel-Hauptstadt ins staatliche Gesundheitszentrum. Dort erfolgte eine erneute Testung und wenige Tage später durften die Kinder wieder an die Schule.
Welche Versicherungen sind nötig? Für einen USA-Aufenthalt greift die normale Krankenversicherung nicht (da kein Sozial-Versicherungs-Abkommen besteht). Die herkömmlichen privaten Auslandsreise-Versicherungen greifen bei einem Aufenthalt von mehr als 6 Wochen auch nicht. Ein eigenständiger privater Langzeit-Versicherungsschutz muss abgeschlossen werden. Wir lösten das wie folgt: ich schloss einen Kreditkartenvertrag für eine AMEX Platinium ab (Kosten pro Jahr: 500 Euro). Darin enthalten: eine Krankversicherung weltweit für eine ganze Familie für 120 Tage. Weitere Tage können hinzuversichert werden. Da wir Erwachsene versicherungstechnisch gesehen den Status „Berufliche Auszeit“ hatten, wurden die Zahlungen an die deutsche Kranken- und Rentenversicherung in den vier Monate ausgesetzt. Damit sparten wir uns zwar die Beiträge – aber in der Folge sinkt der Rentenanspruch im Alter um ein paar Euro. Im Falle einer frühzeitigen Heimreise hätten wir uns bis zur offiziellen Wiederaufnahme der Arbeit freiwillig in Deutschland versichern können.
Wie haben wir Fliegen und Wohnen organisiert? Für die An- und Abreise sowie Inlandsflüge half uns sehr nett und kompetent das Reisebüro hawaii.de GmbH in Traunstein. Weitere Flüge auf andere Insel, um dort Ferien zu machen, konnten wir dann problemlos auch online bei den regionalen Fluggesellschaften buchen. Unser Haus auf Molokai fanden wir über das Portal www.vrbo.com, auf dem Privatleute ihre Häuser und Wohnungen anbieten. Kleines Problem: die Amerikaner kennen keine Überweisungen, die Miete musste per Scheck bezahlt werden. Da wir aber kein Konto bei einer US-Bank haben (und auch keines eröffnen konnten) mussten wir entweder bar bezahlen oder Zahlungsdienste wie PayPal nutzen. Es lohnt sich deshalb eine Kredit-Karte zu besitzen, mit der vor Ort OHNE zusätzliche Gebühren Geld abgehoben werden kann. Wir entschieden uns für eine VISA-Card und zahlten vor unserer Abreise ein hohes Guthaben ein, damit uns das Limit keine Probleme macht.
Du hast auch eine Frage? Dann gerne unter diesen Beitrag als Kommentar posten – ich antworte so schnell wie möglich 🙂 Und teilen auch gerne DEINE Erfahrungen mit einer Auszeit, ich freue mich auf Deine Erlebnisse.
Vielen Dank für den tollen Artikel!! Wir versuchen gerade Ähnliches und die größte Hürde scheint die Einreise bzw. das Visum. Welches Visum habt ihr für euch beantragt (B2?) und wie transparent habt ihr den geplanten Schulbesuch der Kinder bei dem Interview gemacht? Wir wollen 6 Monate auf Hawaii verbringen, da wird ein „Tages-Gast“ Status wohl schwer werden.
Hallo Ard, wir haben ein zehnjähriges Touristen-Visum beantragt, und die US-Botschaft hat sehr genau nachgefragt, wie wir das mit der Schule für die Kinder machen (Schulpflicht in BRD). Wir hatten eine Bestätigung der deutschen Schule dabei, dass die Kinder freigestellt werden und das hat dann erstmal gereicht. Die Zusage der US-Schule haben wir erst 6 Tage vor Abflug erhalten und das ging dann irgendwie auch mit dem Visum 🙂 Auf welche Insel wollt Ihr denn? Herzuliche Grüsse Cordula
Hallo Ard, ich habe mit meiner Tochter das Gleiche vor. Ward ihr jetzt schon oder habt ihr es noch vor euch? Sie möchte gerne dort zur High School. Würde mich sehr interessieren wie ihr das gemacht habt.
Viele Grüße Alexandra
Wow – toller und hilfreicher Input. Ich liebe Ihre Blog, liebe Cordula!
Danke schön 🙂 – das freut mich!!!
Vielen Dank für diesen hoch-informativen und gut geschriebenen Artikel! Und wie inspirierend die eigenen Erfahrungen der Familie Nussbaum zu lesen. Bin jetzt wieder angezündet von der Vorstellung, mal eine Auszeit zu nehmen, danke!
gerne 🙂