Ja, die lieben Kollegen können manchmal echt nerven.

Und so ein Acht-Stunden-Zusammenleben auf engstem Raum ist manchmal eine Strapaze.

Aber Ihr seid damit nicht alleine!

Taucht ein in die 34 Büro-Alltags-Kolumnen von Katja Schnitzler – Kolumnistin bei der Süddeutschen Zeitung – und schmunzelt Euren Frust einfach weg.

Holt Euch anschließend Tipps für einen entspannteren Umgang mit Kollegen & Co. oder bastelt Euch einen humorvollen Ablenker, wie den „Büro-Hund zum Gassi-Gehen“ (siehe unten), die „Ritter-Rüstung gegen blöde Kommentare“ (aus Kapitel 21) oder das „Büro-Bullshit-Bingo für langweilige Meetings“ (Kapitel 18).

Einige der Kolumnen von Katja erschienen in der Süddeutschen Zeitung Online, weitere haben wir für das Buch neu geschrieben.

Entstanden ist die Idee übrigens nach einem Zeitmanagement-Seminar, das ich für die Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung gehalten habe. Katja kam anschließend auf mich zu, mit der Idee, ihren Kolumnen handfeste Tipps vom Coach folgen zu lassen. Und violà – nur wenige Monate später lag das Buch in allen Buchläden auf. Beispielsweise zu bestellen bei Amazon

Heute findet Ihr zum „Schaukeln-Gehen“ das komplette Kapitel 1 – viel Spaß damit 🙂

ACHTUNG: Nicht wundern – das Buch ist in der „Sie“-Form geschrieben, und das habe ich auch im Buchauszug so gelassen.

Tickt ihr noch richtig?

Von Katja Schnitzler

Die lieben Kollegen können anstrengend sein, auch wenn sie die Klappe halten. Denn ruhig sind sie deshalb noch lange nicht.

Während meines ersten Praktikums gestand mir eine Kollegin: Immer wenn ihr Schreibtischnachbar seinen Nachmittagsapfel aus der Tasche hole, müsse sie schleunigst den Raum verlassen. Sonst würde sie ihm den Apfel in den Schlund rammen. Oder zumindest aus dem Fenster werfen. „Aber warum nur?“, wunderte ich mich. „Weil“, sagte sie mit bebender Stimme, „er so laut vom Apfel abbeißt!“ Ich fand das damals sehr sonderbar und achtete künftig darauf, in ihrer Nähe kein frisches Obst zu essen.

Nach fast zwei Jahrzehnten im Büro weiß ich, was sie meinte.

Wer länger als einen Monat mit denselben Kollegen zusammenarbeitet, erkennt sie schon am Gang. Schlurf, schlurf, tippel-di, schlurf zum Beispiel: der junge Büro-Nachbar mit den stets zu weiten Hosen, die er bei jedem dritten Schritt hochziehen muss. Oder WAM-WAM-WAM-WAM: die optisch grazile Verkaufsleiterin mit dem akustischen Auftreten eines Wrestlers auf dem Weg in den Ring. Während das Wer-kommt-denn-da-Spiel noch ein netter Zeitvertreib sein kann, kosten die anderen Nebengeräusche und Ticks erst die Konzentration und dann den letzten Nerv.

Das beinahe zwanghafte Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers von Kollege X, wenn er ein kniffliges Problem zu entwirren oder eine komplizierte Mail zu schreiben hat, wird noch übertroffen von Kollegin Y. Diese hat wegen Rückenproblemen ihren Stuhl in die Ecke und einen Gymnastikball unter den Schreibtisch gerollt. Sie ist seitdem schmerzfrei, dafür peinigt ihr unablässiges Auf und Nieder, begleitet vom Knarzen des zusammengepressten Plastikballs: krrrz-quietsch-krrrz-quietsch-krrrrz … Zum Glück macht sich Kollegin Y um ihre Lunge weniger Sorgen als um ihren Rücken und verlässt den Ball regelmäßig für Raucherpausen.

Dann kommt das Schreibverhalten von Kollegin Z wieder besser zur Geltung: Wo andere tippen, hämmert sie auf die Tastatur ein, racka-ta-tacka-ta-racka-ta-tack! racka-ta-ta … TACK-TACK-TACK-TACK-TACK-TACK-TACK! (Sie hält die Reset-Taste nicht gedrückt, sondern löscht Buchstabe für Buchstabe.) Kopfhörer helfen da nur bedingt, zu oft klingelt das Telefon. Kollege B. meldet sich übrigens immer gleich laut und schwungvoll mit einem Ein-Wort-Satz „KollegeBamApparatWaskannichfürSietun?“. Jedes Mal.

Nach einem unruhigen Vormittag verheißt die Konferenz ein wenig Ruhe: keine Hüpfbälle, keine Telefonate, nur einer spricht, der Rest dämmert sich durchs Nachmittagstief.

Ein Irrtum.

Kollege W. hat stets einen Stift zur Hand, aber nicht zum Schreiben. Den Kugelschreiber benötigt er, um ihn ständig, klick-klick-klick-klick-klick … KLICK!, auf und zu zu klicken. Je nervöser, desto klick.

Kollegin T. links von mir hat die Beine elegant übergeschlagen, macht den guten Eindruck aber mit einem Dauerwippen der Fußspitze zunichte. Mal langsamer, meist schneller. Ihr Wippen überträgt sich auf den ganzen Körper, sogar mein Stuhl federt mit, bis ich ihn zur Seite rücke. Die Kollegen rechts von mir räuspern sich, hüsteln und schniefen ohne Unterlass – offenbar ist die ganze IT-Abteilung erkältet. Und einer hat die Tastatur seines Smartphones nicht auf leise gestellt. Trotzdem schreibt er Mails.

Nach zwanzig Minuten klick-klick-klick-räusper-hust-schnief-knarz-knarz-tipp-tipp-tipp-hust-hust-räusper-klick blinzelt mein linkes Auge unkontrolliert, der Praktikant gegenüber fühlt sich angesprochen und wirkt leicht irritiert.

Auf dem Weg zurück zum Büro drängt sich Kollegin T. auf: Ob sie mich mal kurz sprechen dürfe? Wahrscheinlich merke ich es selbst nicht, daher wolle sie mich darauf hinweisen: „Du knirschst in Konferenzen immer so laut mit den Zähnen. Und schnaufst so schwer. Und heute … hast du sogar geknurrt!“ Da falle es ihr schwer, sich auf das Gesagte zu konzentrieren …

Tipp vom Coach: Machen Sie aus dem Elefanten eine Mücke

Von Cordula Nussbaum

Wie schön, dass wir alle unsere Macken haben. Wie blöd allerdings, wenn die Macken der Kollegen uns nach einiger Zeit so im Schwitzkasten haben, dass wir uns immer mehr in unserer Abneigung gegen schlurf, schlurf, tippel-di, schlurf und klickklick-klick hineinsteigern.

Empfinden Sie es als lustigen Zeitvertreib, sich über die Macken der Kollegen zu mokieren – dann machen Sie einfach weiter. Ärgern Sie sich aber zunehmend über die nervigen externen Ereignisse und deren Wirkung auf Sie, ziehen Sie jetzt die Reißleine.

Der erste Schritt aus dem Nervt-mich-nicht-Rad heißt: „Nimm es an!“ Klar könnten Sie versuchen, bestimmte Eigenheiten im Gespräch zu klären, und darum bitten, sie sich abzugewöhnen. Das kann mal klappen, mal nicht.

In jedem Fall aber wird es funktionieren, dass Sie die Marotten der Kollegen akzeptieren, indem Sie sich sagen: „O.k., euch gibt es – aber ihr stört mich nicht mehr länger!“ Zugegeben, das erfordert ein wenig Training, aber wenn Sie die innere Gelassenheit entwickelt haben, dann haben Sie für immer Ruhe.

Was bedeutet „akzeptieren“? Es bedeutet, die Marotte wahrzunehmen, dann tief durchzuatmen und sich innerlich „in Ordnung“ zu sagen. Das ist, wie wenn Sie an einer Bahnstrecke wohnen: Sie können sich über jeden vorbeifahrenden Zug aufregen – und der Störung damit immer mehr Raum geben und sich schreckliche Zeiten bereiten. Oder Sie nehmen das Rattern der Züge an. Mit dem Ergebnis, dass Sie es nach einiger Zeit überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Und sich damit auch nicht mehr ärgern: Unsere Gefühle folgen unserer Aufmerksamkeit!

„Selektive Wahrnehmung“ nennt sich dieses Phänomen: Wir registrieren das, worauf wir achten. Kennen Sie das? Sie wachen in der Frühe auf und sehen beim ersten Blick in den Spiegel einen dicken Pickel am Kinn. Sie übertönen diesen zwar mit Abdeckcreme, aber den ganzen Tag sind Sie überzeugt davon, dass die ganze Welt nur mehr auf diesen Pickel starrt. Und dann fangen wir an, uns seltsam zu verhalten – das Gesicht so zu drehen, dass die anderen nur die makellose Seite sehen usw. Mit dem Ergebnis, dass wir grenzdebil wirken. Sobald wir einen „Fehler“ gesichtet haben, bläst ihn unsere Wahrnehmung auf Mammutgröße auf. Und das Gleiche geschieht im Umgang mit den Kollegen.

Aus diesem Grund ist der beste Weg aus der Nerverei, die eigene Wahrnehmung bewusst zu lenken. Hilfreich kann es – besonders zu Beginn Ihrer Trainingseinheit – sein, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf eine Alternative richten.

Hier ein paar Ideen:

  • Steuern Sie bewusst Ihre Gedanken in eine andere Richtung: Hören Sie das Schlurf-schlurf-tippel-di-Schlurf, dann suchen Sie sich eine gedankliche Ablenkung. Summen Sie innerlich ein Lied (aber leise!), holen Sie sich einen Kaffee, und widmen Sie sich mit voller Aufmerksamkeit Ihrer aktuellen Aufgabe.
  • Behelfen Sie sich, wenn möglich, mit Kopfhörern – egal ob Sie damit Musik hören oder nicht. Allein das Aufsetzen dämpft die Geräusche.
  • Nutzen Sie die bisher nervige Angewohnheit der Kollegen als Erinnerung, sich selbst etwas Gutes zu tun: eine kurze Pause zu machen, tief durchzuatmen, ein paar Sekunden entspannt aus dem Fenster zu sehen und Ihren (positiven) Gedanken nachzuhängen.

Je mehr Aufmerksamkeit Sie dem „Elefanten“ im Raum widmen, desto größer wird er (und nerviger). Erlauben Sie dem „Elefanten“ hingegen, dass er da ist, und lenken Ihre Gedanken in eine andere Richtung, werden Sie die nervigen Marotten der Kollegen bald gar nicht mehr wahrnehmen. Dann wird aus dem Elefanten wieder eine Mücke.

Sofort-Hilfe: Mit dem Hund Gassi gehen

Malen Sie den Hund an, oder bekleben Sie ihn mit Flusen, die Sie bestimmt in oder unter Ihrer Tastatur finden.
Schneiden Sie ihn aus, und binden Sie ihm mit Paketband eine Leine um.
Gehen Sie mit Ihrem Hund Gassi, wenn die Kollegen mal wieder zu viel nerven. Frische Luft tut Ihnen gut!

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