Das Parkinson Gesetz: Warum Aufgaben so lange dauern, wie sie dauern – und wie Du es clever umkehrst
Kennst Du das? Egal, ob Du ein Projekt für den Chef vorbereitest, die Steuererklärung machst oder Deinen Kleiderschrank ausmistest – irgendwie dauert alles immer so lange, wie Du dafür Zeit einplanst. Ein Phänomen, das der britische Historiker Cyril Northcote Parkinson schon 1955 in einem herrlich satirischen Beitrag im Magazin „The Economist“ (Titel: Parkinson’s Law) in einem Satz auf den Punkt brachte: „Arbeit dehnt sich genau in dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“
Eigentlich war das Ganze eine spitze Kritik an der überbordenden Bürokratie – doch der Nerv, den er damit traf, reicht bis heute in unseren Alltag.
In seinem Text beschreibt er ein fast schon tragikomisches Beispiel: Eine ältere Dame braucht einen ganzen Tag, um eine einfache Postkarte zu verschicken. Nicht, weil sie so viel zu tun hätte – sondern weil sie sich so viel Zeit lässt, wie sie eben hat. Sie sucht stundenlang nach der „richtigen“ Karte, verlegt zwischendurch ihre Brille, feilt ewig am Text … und schwupps, ist der Tag vorbei. Genau das ist der Kern von Parkinsons Gesetz: Arbeit dehnt sich aus – immer genau so weit, wie Zeit zur Verfügung steht.
Das sogenannte Parkinson Gesetz (auch als Parkinson-Prinzip bekannt) beschreibt also, warum wir oft länger brauchen, als eigentlich nötig wäre.
Ein Beispiel: Wenn Du Dir für eine Aufgabe drei Stunden Zeit gibst, wirst Du die drei Stunden auch ausfüllen – selbst wenn die Aufgabe in einer Stunde erledigt sein könnte. Klingt seltsam? Ist es aber nicht, wie Du gleich sehen wirst.
Denn vielleicht erinnerst Du Dich noch aus dem Physik-Unterricht an das »Gas-Prinzip«? Einem physikalischen Gesetz zufolge dehnt sich ein Gas umso weiter aus, je mehr Raum es hat. Verkleinern wir das Gefäß, wird auch das Gas komprimiert. Vergrößern wir das Gefäß, dann dehnt sich auch das Gas entsprechend aus.
Und genau wie sich ein Gas verhält, so verhält es sich auch mit Deinen Aufgaben! Aufgaben dehnen sich genau in dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht! Aber keine Sorge – wenn Du das Prinzip dahinter verstehst, kannst Du den Spieß umdrehen und es für Dich nutzen!
Parkinson Gesetz – Was steckt dahinter?
Das Parkinson Gesetz geht auf den britischen Historiker Cyril Northcote Parkinson zurück. In den 1950er-Jahren stellte er fest, dass Bürokraten ihre Arbeit oft unnötig in die Länge ziehen, um beschäftigt zu wirken. Was damals nur für Verwaltungsarbeit galt, ist heute ein Phänomen, das uns alle betrifft. Egal, ob im Büro, beim Lernen oder im Haushalt – sobald wir uns viel Zeit für eine Aufgabe nehmen, neigen wir dazu, sie auch voll auszuschöpfen.
Im Grunde beschreibt Parkinsons Prinzip die Tendenz, Zeit ineffizient zu nutzen und Aufgaben „aufzublasen“, wenn wir uns keine strikten Grenzen setzen. Je mehr Zeit wir für eine Aufgabe haben, desto weniger Druck verspüren wir und desto häufiger lassen wir uns von Kleinigkeiten ablenken oder vertiefen uns in unwichtigen Details.
Vielleicht kennst Du das von Deadlines, die uns plötzlich einen enormen Leistungsschub verleihen, weil wir unter Druck arbeiten. Die Deadline zwingt uns förmlich, uns zu fokussieren und effizienter zu arbeiten.
Die Fallen des Parkinsonschen Gesetzes im Alltag
Viele Menschen merken gar nicht, wie sehr sie unter dem Einfluss dieses Gesetzes stehen. Häufige Fallen im Alltag sind:
- Überoptimierung: Wenn wir viel Zeit haben, machen wir uns oft Gedanken über jedes noch so kleine Detail, das letztlich kaum Einfluss auf das Ergebnis hat.
- Prokrastination: Wenn die Deadline noch weit entfernt ist, neigen wir dazu, die Aufgabe vor uns her zu schieben, statt sie direkt anzugehen. Besonders bei größeren Projekten ist der Gedanke „Ich habe ja noch genug Zeit“ weit verbreitet.
- Aufgaben aufblasen: Wenn wir uns zu viel Zeit einplanen, füllen wir diese oft mit zusätzlichen (unnötigen) Tätigkeiten oder verkomplizieren die Aufgabe.
Diese Fallen kosten uns Zeit, Energie und führen oft dazu, dass wir Projekte mit deutlich mehr Stress und Hektik abschließen.
Was hat Parkinsons Gesetz mit Zeitmanagement zu tun?
Alles! Wenn Du Deine Aufgabenzeit begrenzt, zwingst Du Dein Gehirn zu Fokus und Effizienz. Das Ergebnis: Du arbeitest gezielter, schneller und oft sogar besser.
Statt: „Ich habe den ganzen Nachmittag Zeit.“ → Sag dir: „Ich nehme mir genau 60 Minuten für diese Aufgabe.“
Das gibt dir Kontrolle zurück. Und Freiheit.
Denn: Wenn Du für eine Aufgabe 60 Minuten Zeit hast, dann wirst Du diese Zeit auch füllen. Selbst wenn Du die Arbeit auch locker in 30 Minuten hättest gut schaffen können – wir nutzen die Zeit, die uns zur Verfügung steht.
Aus diesem Grund ist es im Sinne des Parkinsonsches Gesetzes absolut genial, wenn wir den Spieß umdrehen und nicht so lange arbeiten, wie wir Zeit haben, sondern solange arbeiten, wie wir an dieser Aufgabe arbeiten wollen. Das bedeutet, Du selbst begrenzt von vornherein den Zeitaufwand für eine bestimmte Aufgabe auf das Maß, das Dir für diese Aufgabe angemessen erscheint. Besonders für die Perfektionisten unter uns ist das ein super Tipp. Denn er schützt uns selbst vor zu perfektem Tun. „Sorry, mehr war in der Zeit nicht möglich!“ 🙂
Parkinson Gesetz: So wendest Du es konkret an

Wie Du das Parkinson Gesetz für Dich optimal nutzt

WICHTIG: Es geht bei diesem Ansatz nicht darum, künstlichen Zeitdruck oder gar Stress zu erzeugen. Nein, es geht darum, Deine Aufgaben effizient und zielgerichtet zu erledigen. Hier einige weitere Tipps, wie Du das schaffst:
🔶 Setze dir realistische, aber knappe Zeitlimits
Teile Deine Aufgaben in kleinere Blöcke auf und gib Dir für jeden Block ein spezifisches, knappes Zeitfenster. So hast Du klare Etappen und kommst schneller voran, ohne Dich zu überfordern.
🔶Nutze das „Vier-Minuten-Prinzip“
Kleinere Aufgaben, die sich in weniger als vier Minuten erledigen lassen, solltest Du direkt angehen. So verhinderst Du, dass sie sich ansammeln und später in einer langen To-Do-Liste enden.
🔶Begrenze Deine Deadlines aktiv
Setze Dir bewusst kürzere Deadlines und bleibe bei diesen Fristen. Selbst Teams, die Deadlines verkürzen, erzielen oft bessere Ergebnisse, weil sie fokussierter und produktiver arbeiten.
🔶Plane bewusst Pufferzeiten ein
Statt eine Aufgabe von Anfang an großzügig zu planen – und damit ins Trödeln zu geraten – füge lieber am Ende Pufferzeiten hinzu. So bleibst Du flexibel und bewahrst Dir ein wenig Spielraum, falls doch mal etwas Unerwartetes passiert.
Das Parkinson Gesetz im Team: Effizienter arbeiten mit gemeinsamen Zielen
Parkinsons Gesetz betrifft nicht nur uns selbst, sondern zeigt sich auch stark im Team- und Unternehmensalltag. Teams tendieren oft dazu, Projekte in die Länge zu ziehen, wenn zu viel Zeit dafür veranschlagt wird. Studien haben gezeigt, dass eine klare Struktur und gemeinsame Ziele helfen, die Produktivität zu steigern.
In Teams, die klare und eher straffe Deadlines setzen, zeigen sich oft diese Vorteile:
- Mehr Fokus auf das Wesentliche: Mitarbeiter konzentrieren sich auf die wichtigsten Aufgaben und lassen weniger wichtige Details weg.
- Weniger Meetings, mehr Ergebnisorientierung: Weniger Zeitdruck führt häufig zu einem Anstieg an Meetings. Durch kürzere Deadlines wird der Fokus jedoch auf die Ergebniserzielung gelenkt.
Bonus-Tipp:
Nimm Dir für die Zeit nach Deiner Gas-Effekt-Nutzen-Wollen-Zeitinsel etwas anderes vor!
Mache einen Termin mit anderen Menschen oder erhöhe die Verbindlichkeit des Fertigwerden-Wollens durch einen anderen Pflichttermin. Der durchaus auch schon sein kann. Mir hat beispielsweise das Parkinson Gesetz schon als Jugendliche enorm geholten. Ich erinnere mich an einen Nachmittag, als wir mit der Familie aufs Oktoberfest gehen wollten – ich aber eine riese Menge an Hausaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen hatte. Da ich mich auf keinen Fall mehr am Abend nach der „Wiesn“ hinsetzen wollte, habe ich mir vorgenommen in den mir zur Verfügung stehenden 70 Minuten fertig zu werden.
Und tataaaaa – ich war fertig! Die Hausaufgaben waren „ordentlich“ erledigt, meine kleine Perfektionistin in mir schon gedanklich unterwegs zum Oktoberfest :-).
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Häufige Fragen (FAQ) zum Parkinsons Gesetz
Was bedeutet das Parkinsonsche Gesetz einfach erklärt?
Es besagt, dass sich eine Aufgabe genau so lange ausdehnt, wie Zeit dafür zur Verfügung steht – auch wenn sie eigentlich schneller erledigt werden könnte.
Wo begegnet mir Parkinsons Gesetz im Alltag?
Überall: im Büro, bei der Hausarbeit, beim Lernen oder in kreativen Projekten. Wenn Du Dir zu viel Zeit gibst, nutzt du sie meistens auch – oft ineffizient.
Wie kann ich Parkinsons Gesetz konkret nutzen?
Indem Du Dir bewusst knappe, realistische Zeitfenster setzt (Timeboxing). Das erhöht Fokus, Motivation und vermeidet unnötige Perfektion.
Ist das Parkinsonsche Gesetz wissenschaftlich belegt?
Es stammt ursprünglich aus Beobachtungen in der Verwaltung. Psychologische Studien bestätigen ähnliche Effekte, z. B. bei Deadline-Druck und Zeitverhalten.
Hilft Parkinsons Gesetz auch bei Prokrastination?
Ja! Gerade kreative Chaoten neigen zum Aufschieben. Klare Zeitgrenzen und kurze Deadlines helfen beim Starten und Dranbleiben.
Aber ACHTUNG: Was ist die Kehrseite? Kritik am Parkinsons Gesetz
So charmant und augenöffnend das Parkinsonsche Gesetz auch ist – es hat seine Tücken. Und nein, es ist nicht der heilige Gral für alle Aufgaben und Lebenslagen. Vor allem, wenn Du kreativ arbeitest oder mit anderen zusammenhängst, wird’s schnell knifflig:
🧠 Kreativität braucht Raum – nicht Taktung
Wenn Du neue Ideen entwickelst oder etwas gestaltest, ist Zeitdruck eher der Tod als der Turbo. Innovation entsteht nicht zwischen Timer und To-do-Liste – da braucht es manchmal Umwege, Pausen und Stille. Zu enge Deadlines machen Ergebnisse schnell flach und uninspiriert.
🛠️ Nicht alles geht schneller – nur weil du willst
Manche Aufgaben hängen von Tools, Wissen oder Ressourcen ab, die Du eben nicht aus dem Hut zaubern kannst. Zeit limitieren schön und gut – aber manchmal hilft nur: realistisch bleiben.
🔄 Externe Abhängigkeiten? Willkommen im echten Leben!
Du kannst noch so effizient sein – wenn du auf Rückmeldungen wartest, Genehmigungen brauchst oder Lieferungen ausstehen, bringt Dein Zeitrahmen genau gar nichts. Da hilft eher Gelassenheit als Effizienz-Wahn.
👥 Teams ticken anders
Was für Dich klappt, kann im Team Druck erzeugen. Wenn alle unter der Stoppuhr arbeiten, leidet oft das Miteinander – und Fehler passieren schneller als du „Deadline“ sagen kannst.
📚 Und wissenschaftlich? Eher so semi.
Parkinsons Gesetz ist ein geniales Alltagsprinzip, aber keine wissenschaftlich belegte Wahrheit. Es beruht auf Beobachtung – nicht auf Studien. Heißt: Es ist hilfreich, aber nicht immer allgemeingültig.
Kurz gesagt: Ja, das Parkinsonsche Gesetz kann Dir helfen, fokussierter zu arbeiten – aber nicht um jeden Preis. Gerade bei kreativen Prozessen, in Teams oder bei komplexen Aufgaben braucht es manchmal mehr als nur einen Timer: nämlich Spielraum, Vertrauen und ein gutes Gefühl für Timing.
Zu Beginn wird Dir die Einhaltung des Gas-Gesetzes vielleicht noch schwerfallen.
Weil Dich das „Arbeiten gegen die Uhr“ eher stresst.
Bleib dran!
Es lohnt sich der Arbeit weniger Raum zu geben und Dir damit mehr Zeit!
Mit der Zeit gewinnen wir nämlich an Selbstsicherheit und spüren, wie effizient wir – insbesondere unangenehme – Arbeiten erledigen können.
Wie ist das bei Dir? Wo kannst Du Dich mit dem Parkinsonschen Gesetz von einem „zuviel“ an Zeitaufwand befreien? Welche Erfahrungen hast Du mit dem Gas-Effekt gemacht? Ich freue mich auf Eure Gedanken als Kommentar.
